Revue musicale suisse, Blanka Siska, septembre 2007
Die Freiburger Komponistin Caroline Charrière ist angesagt, sehr gefragt und erfolgreich. Ihre Werkliste enthält fast ausschliesslich Kompositionsaufträge. Es sind dies regelmässige Bestellungen von namhaften Musikerinnen und Musikern, von Vokal- und Kammermusikensembles, von Orchestervereinigungen und Musikfestivals, von Pro Helvetia und weiteren Auftraggebenden. Musik von Caroline Charrière wird gespielt und immer wieder aufgeführt.
Warum wohl diese Musik so trifft, in Bann zieht, derart starke Bilder evoziert ? Klangmischungen und Stimmführung zeugen von Phantasie und grosser Kenntnis instrumentaler und vokaler Möglichkeiten. Musikalische Formen oder vielmehr musikalisches Regiearbeiten widerspiegeln sicheres Gespür für Zeitablauf und Erzählfluss. Die Musik von Caroline Charrière ist voller Überraschungen. Sie durchmisst extrem aufgespannte Unendlichkeiten in kompaktester Beschränkung. Sie schichtet transparente Überlagerungen wie dünn schimmernde Schieferplättchen zu abgrundtiefen Weiten. Mal verschiebt sie Intervalle in fast pflanzenartig spartanischer Bewegung gegeneinander, mal wirbelt sie glitzernden Sonnenstaub zu grossen Gesten auf. Sie beglückt, sie schmerzt und rüttelt auf, sie ist gewalttätig und sanft, naiv, weise, mystisch und schön. Sie macht sprachlos, löst heftigen Beifall und Standing Ovation aus und erwirbt sich « einhellige und echt empfundene Zustimmung. » (Martin Etter, Der Bund, 7.5.2001)
Das Geheimnis muss in der Kompositionsweise von Caroline Charrière liegen. Sie führt den Auftrag - ein Gedicht, eine Besetzung, eine Bestürzung, ein Thema - mit sich, sie träumt ihn, bis die zündende Idee aus der geleerten Stille in ihr aufsteigt. Dann schreibt sie, lässt ruhen und nimmt die Arbeit wieder auf. Sie feilt an Reduktion, überprüft jeden Ton, bis der Punkt stimmiger Überzeigung in ihr reift als physische Gefühl. Charrière pflegt Sorgfalt und Askese, verhandelt allenfalls mit Auftraggebenden die Frist, scheut auch Zurückweisung einer Bestellung nicht. Ihre Werke gleichen zu Kleinodien geschliffenen Diamanten.